Dies ist kein römisches Objekt
Im Spätsommer 2003 nahm ich an einem ersten archäologischen Feldforschungsprojekt in Akarnanien im Nordwesten Griechenlands teil. Damals wusste ich bereits, dass ich in meiner archäologischen Beschäftigung ,irgendwas mit Römern‘ machen wollte. 2007 besuchte ich im Zuge eines Forschungsprojekts in Lezha, dem antiken Lissos, erstmals Albanien. Das kleine Land faszinierte mich sofort. Die räumliche Nähe zu Nordwestgriechenland führte zu einer Sensibilisierung hinsichtlich Parallelen und Unterschieden im Fundgut und den städtischen Strukturen, die mich zu einer intensiveren Beschäftigung veranlasste. So entstand der Vorsatz, eine Arbeit über die römische Provinz Epirus zu verfassen. Das vorliegende Buch ist die überarbeitete Fassung meiner Dissertation, die ich 2014 an der Justus-Liebig-Universität Gießen am Fachbereich Fachbereich Geschichts- und Kulturwissenschaften eingereicht habe. Die Entstehung dieser Arbeit wären ohne vielfältige Unterstützung, zahlreichen Zuspruch und sehr verschiedene Hilfestellungen fachlicher wie privater Natur nicht möglich gewesen.
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Abstract
Die römische Provinz Epirus stand bislang nicht im Zentrum des altertumswissenschaftlichen Interesses, obwohl in den letzten Jahrzehnten zu ihren archäologischen Stätten zahlreiche Forschungsprojekte durchgeführt wurden. Die vorliegende Arbeit bietet erstmals eine umfassende Zusammenstellung. Die These lautet, dass die Gebiete der Provinz keineswegs verödet oder rückständig waren, wie es antike Schriftquellen behaupten. Vor dem Hintergrund der Frage, wie man heute eine Provinz im Osten des Römischen Reiches vorlegt und die disparaten Forschungsergebnisse zusammenführt, muss zunächst das Konzept der Romanisierung grundlegend analysiert werden. Als Konzept, das für Schriftquellen entwickelt wurde, erweist es sich als untauglich für die Anwendung auf archäologische Quellen, auf Materielle Kultur. Daher wird in diesem Buch ein neues archäologisch-semiotisches Analysesystem auf der Basis der Theorien von Charles S. Peirce entwickelt, das Fragen nach pluralistischen Kommunikationsstrukturen und -strategien in den Vordergrund rückt. Mit Hilfe des neuen Systems werden dann die archäologischen Forschungsergebnisse aus Epirus ausgewertet. Der Fokus liegt dabei auf der Erschließung von Landschaft: Neben den urbanen Zentren wie Butrint, Phoinike, Hadrianopolis im heutigen Albanien oder Nikopolis und Dodona in Griechenland werden ländliche Besiedlungsstrukturen behandelt, aber auch Themen wie Wegesysteme oder Wasserwirtschaft.