Autorin
Ich schreibe, seit ich schreiben kann.
Mit 12 habe ich auf einer alten Schreibmaschine einen Western getippt, inspiriert von Winnetou, Clint Eastwood und den Groschenheftchen meines Vaters vom Dachboden.
Mit 15 verfasste ich ein Theaterstück, die „Teufels Küche“, dieses Mal schon auf einer halbelektronischen Schreibmaschine mit russischem Namen. Das Stück sollte in unserem Jugendzentrum in Oelde, die „Alte Post“ aufgeführt werden. Die Premiere stand für Februar 1997 bereits im Programm. Doch dann sprangen einige der Mitspielenden ab, die auch meine Klassenkameraden waren, und es kam nie zur Aufführung,
Mit 18 begann ich das erste Mal, einen meiner Träume aufzuschreiben. Damals besaß ich inzwischen meinen ersten eigenen Computer mit Windows ’98. Lebhafte Träume hatte ich schon immer mit Ansätzen zur Klarträumerei. Der Text wurde lang und länger, hatte am Ende über 100 Seiten und heißt „Der Flügelmensch“, Gattung Fantasy. Auszüge veröffentlichte ich später auf meinem Blog.
Als ich mich in Berlin niederließ, schicke ich mir mit meiner liebsten und längsten Freundin eine endlose Geschichte hin und her, mit der Post, zunächst auf Diskette, dann auf einer CD. Von Berlin gingen die Briefe nach Oelde, nach Rotterdam, nach Argentinien. Wir erfanden uns als die fiktiven Figuren Dinah und Sam und verflochten unsere Gedanken, Stürme und Erlebnisse zu einem gemeinsamen Text.
Dann kanalisierte sich die Schreibwut über Jahre im Studium: Hausarbeiten, Exposés, erste kleine Artikel.
2010 begann ich mit der Promotion und las, dass die Meisten, die eine Dissertation beginnen, sie nicht vollendeten, dass sie keine Schreibroutine hatten. Lesen und exzerpieren, das lernt man im Studium, doch einen Text über hunderte Seiten zu konzentrieren und strukturiert zusammenzuschreiben, so las ich, daran scheiterten viele. Es wurde empfohlen den Schreibprozess parallel zur Promotion zu entwickeln. Es war die Zeit der Blogs, also erstellte ich einen. Ich verfasste kleine Texte, zunächst Schnipsel meiner Erlebnisse und Ideen, dann schmückte ich aus, schärfte meinen Stil. Der Anna-Charakter war geboren.
Von 2010 bis 2015 existierte mein Blog heiterbiswolkig.com. In dieser Zeit produzierte ich regelmäßig Texte, auch in mehreren Versionen, die ich zusätzlich zum Blog noch in verschiedenen Kurzgeschichten-Foren veröffentlichte und zur Diskussion stellte. Vom 2012 bis 2016 war ich Mitglied der Lesebühne Straßenmädchen – blaues Herz, die weiblichste Lesebühne Berlins. Wir traten regelmäßig auf und die Texte flossen auf die Seiten.
2015 erschien mein Debütroman „Das Anna-Phänomen“. Seitdem habe ich nichts Belletristisches mehr publiziert. Zahlreiche gelesene Anna-Geschichten, Buchideen, angefangene Manuskripte und verfasste Lyrik der letzten 30 Jahre liegen unveröffentlicht in meinen analogen und digitalen Ordnern. Vielleicht kommt noch ihre Zeit.

Lesung in der Kohlenquelle, Berlin
Foto: Michael Pliwischkies (2012)